Tuya Knife Alamo
Integral Messer aus Titan mit Ice Crystal Titanium Clip und Nightmare Grind
Mit dem „Alamo“ hat Tuya Knife sein zweites Integral Messer (das Big Belly mit Axis Lock war das erste dieser Bauart) auf den Markt gebracht. Wer es in der Hand hält, versteht schnell, warum gerade dieses Modell als neues Flaggschiff für die Marke eingestuft werden kann. Hier zeigt Tuya beeindruckend, welche Fertigungsqualitäten sie inzwischen bieten können. Gerade wenn man sich die Preisklasse verdeutlicht und vergleicht, was andere Marken in diesem Segment bieten, ist das Gezeigte gleich nochmals eindrucksvoller!
Die Herstellung eines Integral Messers wird unter Messermachern gerne (und zu Recht) als die Königsdisziplin angesehen. Der klassische Weg im Messerbau, also die Klinge zwischen zwei separate, miteinander verschraubte Griffschalen zu setzen, ist um Welten einfacher und kostengünstiger herzustellen, als die hier gewählte Machart.
Beim Integral-Taschenmesser werden nicht einfach zwei Griffschalen-Hälften zweidimensional Kontur-gefräst, sondern hier wird ein massives Stück des gewünschten Materials (in unserem Fall also Titan) als Ausgangsblock genommen und dreidimensional hohl gefräst. Aufgrund der zu erreichenden Frästiefe, die für ausreichend Platz für die Klinge benötigt wird, kommen zwingenderweise längere und damit empfindlichere, teurere Fräsköpfe zum Einsatz. Diese können zudem nur mit geringeren Vorschubraten angesteuert werden. All das zusammen erhöht die Maschinenlaufzeit und damit die Herstellungskosten.
Der aus einem Block gefertigte Griff bietet durch diese Fertigungstechnik jedoch auch einige strukturelle Vorteile: er wird dadurch steifer und stabiler. Ein wirklicher Grund für die doch wesentlich teurere Fertigung in der Integral-Technik ist dies jedoch nicht, da auch traditionell (also mehrteilig) hergestellte Messer hinreichend robust sind. Die Frage, warum man einen solchen Aufwand betreibt, lässt sich dennoch recht einfach beantworten: weil man es kann! :-)
Man möchte vor allem zeigen, auf welche Spitze man die Fertigungskomplikationen bei der Produktion eines Alltagsgegenstandes treiben kann - aufwändig hergestellte Armbanduhren haben eine ähnliche Daseins-Berechtigung: Man schätzt eben das Handwerk und den technischen Aufwand bei der Herstellung.
Für uns ist der wesentliche Grund ein emotionaler: Der Griff, der aus einem einzigen Guss hergestellt wurde, ist einfach schöner und eleganter als jede verschraubte Lösung.
Apropos Eleganz: Beim Alamo entschied sich Tuya dafür, den Körper aus Titan zusätzlich mit zwei Kohlefaser-Inlays auf der vorderen, sogenannten Show Side auszustatten. Diese umspielen und betonen die Linien des Messers und der Achs-Schraube sowie des von außen verschraubten Stop-Pins. Um den technischen Charakter des Designs weiterhin zu betonen, ist der Griff in typischem Titan-Grau gehalten, während Schrauben, der Overtravel Stop, der auswechselbare Steel Lock Insert sowie die beidseitigen Daumenpins allesamt matt-schwarz sind.
Damit hören die schlichten Details aber auch schon auf. Blickfang auf der Lock Side ist mit Sicherheit der außergewöhnliche Clip, der aus silbernem Ice Crystal Titanium – also kristallisiertem Titan – besteht. Der Clip hat eine angenehme Spannkraft und hält das Messer sicher in der Hosentasche.
[Eine kleine Nebeninfo: Neben der grauen Variante gab es 12 Alamos, die komplett aus ebendiesem Ice Crystal Titanium hergestellt wurden; jedes in einer anderen Anodisierungsfarbe, sozusagen 12 Einzelstücke. 10 Messer kamen auf den Markt. 2 Messer haben sich die beiden Besitzer von Tuya für ihre eigene Sammlung behalten, da man, mit Recht, sehr stolz auf diesen Meilenstein in der Produktionsgeschichte ist.]
Der Rücken des Alamos weiß ebenfalls zu entzücken. Am auffälligsten sind hier sicherlich die 5 Löcher in der Mitte des Rückens, die nicht nur Deko sind, sondern vornehmlich zur Gewichtsreduzierung beitragen. Durch die beiden zusätzlichen, kleineren Löcher am Heck lässt sich bequem ein Fangriemen befestigen.
Die eingefrästen Querrillen wiederholen sich an mehreren Stellen entlang des Griffrückens und setzen sich im eingeklappten sowie im ausgeklappten Zustand auch in der Klinge fort. Auf Höhe der Achsschraube beginnend gehen diese nahtlos in das Jimping auf dem Klingenrücken über; ein schönes und vor allem durchdachtes Detail, wie wir finden.
Um den Griff nicht nur optisch zu verschlanken, sondern vor allem, um ihm noch satter in der Hand liegen zu lassen, zeigt das Alamo etwas das bei feststehenden Messern als sogenannter „tapered tang“ bekannt und bei Klappmessern quasi nicht existent ist: Der Griffrücken ist in der Mitte schmaler als an den beiden Enden und verbreitert sich daher in einem einzigen, sanften, organischen Schwung durch seine angefasten Seiten.
Als Klingenstahl für das Alamo entschied man sich für den über alle Zweifel erhabenen M390 MicroClean von Böhler-Uddeholm aus Österreich. Der pulvermetallurgisch hergestellte Stahl gilt seit Jahren als DER Klingenstahl und ist für viele Vergleichstests nach wie vor die Referenz.
Der M390 ist ein hoch-korrosionsbeständiger und äußerst schnitthaltiger Kamerad unter den Klingenmaterialien. Zu Recht gilt er als einer der besten Stähle, die man zu einer Messerklinge verarbeiten kann. Seine hohe Schnitthaltigkeit führt beim Schärfen, sollte es einmal so weit sein, jedoch auch zu etwas mehr Aufwand und Ellenbogenschmalz. Der Schleifvorgang mit Diamant-Schleifsteinen ist empfohlen; aus eigener Erfahrung wissen wir jedoch, dass auch ein Nachschliff mit „normalen“ Wasser- oder keramischen Steinen sowie mit handelsüblichen, geführten Schleifsystemen problemlos machbar ist. Es wird einfach im Vergleich ein wenig länger dauern :-)
Für die regelmäßige Wartung seiner Klinge empfehlen wir immer wieder gerne, sich einen so genannten „Strop“ zu besorgen bzw. selbst zu bauen und das Messer regelmäßig darüber abzuziehen. Wir geben hier gerne Tipps, wie man sich einen hoch-effektiven Strop quasi zum Null-Tarif selbst bauen kann; sprecht uns einfach darauf an. Durch das Abziehen bleibt die Grundschärfe länger vorhanden und ein Nachschleifen wird weiter in die Zukunft verschoben.
Wer Freude an außergewöhnlichen Klingen hat, wird sich am Nightmare Grind des Alamos sicher nicht sattsehen können. So beeindruckend der manuell hergestellte und hand-satinierte Schliff auch ist: Er wird seinen zukünftigen Besitzer beim oben erwähnten Nachschleifen nicht vor zusätzliche Herausforderungen stellen, da er werksseitig perfekt ausgeführt wurde: Der Übergang zwischen dem Hohlschliff auf der Hauptschneide und dem Flachschliff in der vorderen Klingen-Hälfte ist so sauber ausgeführt, dass man ihn weder beim Schneiden noch beim Schleifen spüren wird. Bei solchen Details „spreut sich der Weizen“ (wie man mancherorts sagt) unter den Messerherstellern - ganz abgesehen davon, dass sich sowieso nur sehr wenige an einen solchen Grind überhaupt erst rantrauen :-)
Da der Compound-Grind definitiv die Blicke auf sich zieht und aufregend anzuschauen ist, hat Tuya den Rest der Klinge bewusst rein, also absolut „clean“, gehalten! Das Hersteller-Logo, das „Makers Mark“ des Designers „L.F.“, der Vermerk der verwendeten Stahlsorte sowie die individuelle Seriennummer sind sowohl im geöffneten als auch im geschlossenen Zustand absolut unsichtbar versteckt. Lediglich während des Öffnungsvorganges, also ungefähr im halben Öffnungswinkel, kommen diese Markierungen zum Vorschein und lassen sich ablesen. Eine äußerst elegante Lösung, die das stimmige Gesamtbild des Alamos weiter unterstützt. Oftmals sind es Details wie diese, die ein Design stören oder aber massiv stützen.
Wo wir gerade schon beim Öffnen und Schließen waren: Für Ersteres hat der Besitzer die Qual der Wahl. Die beiden Thumb Studs sowie der Front Flipper bieten mindestens drei Fingern mindestens vier verschiedene Öffnungsvarianten (Daumen – Daumenpin Show Side; Mittelfinger – Daumenpin Lock Side; Daumen – Frontflipper; Zeigefinger – Frontflipper) und damit ausreichend Möglichkeiten, die absolut weiche und quasi reibungslose Action zu genießen! Wichtig ist dabei, wie bei nahezu jedem anderen Messer auch, welches mit einem Frame Lock Verschluss ausgestattet ist, dass man während des Aufflippens keinen Druck auf die Lock Bar ausübt. Üblicherweise stützt man die verbleibenden Finger auf dem stabilen Clip ab, um sich beim Flippen nicht selbst im Wege zu stehen.
Bei unserem Exemplar, das einfach zwingend für die eigene, private Sammlung gesichert werden musste, führte der suchtähnliche Spiel-Faktor gleich zu mehreren Erkenntnissen:
- Die Achsschraube ist nicht bzw. mit nur sehr wenig Loctite verklebt (was wir gut finden, denn nur so kann man ohne größere Probleme sein Messer öffnen, reinigen, ölen und pflegen).
- Falls sich dadurch, wie bei uns geschehen, die Achsschraube lösen sollte, bleibt die Klinge spielfrei und zentriert.
- Die Achsschraube selbst hat auf der Lock Side einen Torx-Kopf, auf der Show Side ist sie „clean“. Damit sie sich dennoch einfach öffnen lässt, ist sie im Innern D-förmig gefräst und hält sich so verdrehsicher selbst im Rahmen fest.
- Damit der Widerstand, der notwendig ist, um die Detent-Kugel des Frame Locks beim Entriegeln der Klinge auf die Klingenwurzel zu heben, möglichst minimal ist, hat sich Tuya lange, ausgiebig und zum Glück auch höchst erfolgreich mit diesem Punkt beschäftigt. Die eingefräste Rampe auf der Klingenwurzel beschert einen so sanften Übergang beim Schließen der Klinge, wie man ihn nur selten erlebt. Umso mehr muss man beim Schließen der Klinge auf seine Finger achten, wenn man aus seinem Taschenmesser keine Guillotine machen möchte.
Das Alamo ist auf 145 Exemplare weltweit limitiert. Jedes einzelne Messer hat daher eine individuelle Seriennummer erhalten. Die eine Hälfte der Messer ist in den USA gelandet, die andere konnten wir uns sichern. Wer eine Wunsch-Seriennummer hat, kann diese (und idealerweise auch gleich noch 2 bis 3 Alternativnummern) gerne in die Anmerkung schreiben, die während des Bestellvorganges erscheint. Wir versuchen jeden Wunsch möglich zu machen und melden uns ggfs. natürlich zurück, falls wir Dir eine alternative Nummer anbieten müssten.
Geliefert wird das Alamo sicher verpackt einer Mikrofasertasche in einem Karton zusammen mit Microfasertuch und einem gelaserten Geburtszertifikat aus schwarzem Metall.
Klinge: Böhler M390 MicroClean, Compound Grind bestehend aus Hohl- und Flachschliff
Finish: Handsatinierung
Klingenlänge: 90 mm / 3.54“
Klingenstärke: 4,5 mm / 0.18“
Griffmaterial: Titan, Kohlefaser
Clipmaterial: Ice Crystal Titanium
Lager: Keramische Kugellager
Geschlossene Länge: 120 mm / 4.72“
Gesamtlänge: 210 mm / 8.27“
Gewicht: ca. 154g / 5.43 oz