The Kingsman – das neue Flaggschiff von Tuya Knife
Das „Kingsman“ hat nicht nur zu Tuya Knife, sondern auch zu uns, Writing Turning Flipping, eine ganz besonders intensive und emotionale Verbindung. Die nachstehende Geschichte ist keine Aufmerksamkeits-Hascherei, sondern entspricht der Wahrheit. Die technischen Daten sind vier Absätze weiter unten zu finden für die, die Entstehungsgeschichte gerne überspringen möchten.
[Exkurs: zur Geschichte des Kingsman
Der Wunsch nach einem schlanken, eleganten Gentleman-Folder, der zudem traditionelle chinesische Züge aufzeigt und in den Westen bringt, war bei Tuya schon ganz früh geboren. Man wollte modernes westliches Design mit der alten Kultur des Ostens vermengen. „A Man“, die Selbstbezeichnung für den unter dem bürgerlichen Namen bekannten Designer Chen Hui, zeichnete schon früh einen ersten Entwurf für das junge Unternehmen Tuya, das gerade im Umbruch war.
Zu dieser Zeit stand Tuya, als Hersteller von Foldern, noch in den Kinderschuhen. Man hatte sich über Jahre hinweg zwar viel Erfahrung im Bau von professionellen Küchenmessern angeeignet, die hauseigenen Klappmesser waren zu der Zeit jedoch gerade frisch auf den Markt gekommen. Man erkannte, dass es noch nicht die Zeit des Kingsman war. Die Ansprüche, die man an die Umsetzung dieses Messers stellte, waren noch nicht zu erfüllen. Diese qualitätsbewusste und konservative Einstellung sorgte dafür, dass man das damals noch namenlose Messerdesign bewusst auf einen späteren Zeitpunkt verschob… insgesamt wartete man somit fast zwei ganze Jahre, bis man sich sicher war, dass man inzwischen die notwendigen Kompetenzen im Haus hatte. In dieser Zeit wurde der ursprüngliche Entwurf immer wieder weiter verfeinert, bis er für die beiden Inhaber, die Cousins Kim und Kevin Fu, endlich perfekt war. Eine Symbiose aus Ost und West, aus Moderne und Tradition, aus Technik und Mystik.
Der Prototyp wurde zu Writing Turning Flipping geschickt… genau zu der Zeit als der eigene Vater schwer erkrankt war. Während hier in Deutschland die letzten kleinen Mängel ausgemerzt wurden und nach einem Namen für das geschichtenreiche und traditionelle Design gesucht wurde, verstarb der Vater. Das „Kingsman“ war geboren und ihm gewidmet worden. Es ist bis heute sowohl in Alsenz wie auch in Shenzen mit viel Leidenschaft und mit noch mehr Emotionen verbunden.]
Dem eigenen hohen Anspruch an die Umsetzung des Messers gemäß wurden für das Kingsman nur feinste Materialien von bester Qualität eingesetzt. Für die Klinge entschied man sich für den unserer Meinung nach unbestrittenem Anführer der Rangliste, den High-End Stahl M390 Microclean der österreichischen Stahlschmiede Böhler-Uddeholm. Der M390 wird nicht nur in der Fachliteratur, sondern auch in praktischen Härtetests stets als äußerst verschleißfest und ausdauernd bewertet; ein Stahl, der die Konkurrenz in vielen, wenn nicht allen Taschenmesser-relevanten Punkten hinter sich lässt: Schnitthaltigkeit, Schärfe, Härte, Rostbeständigkeit. Hier gibt es nicht viele Kritikpunkte an seinen Eigenschaften. Selbst im Vergleich zum CPM S35VN Stahl von Crucible Industries legt der Böhler-Stahl noch einmal eine Schippe in Bezug auf Widerstandsfähigkeit und Schnitthaltigkeit drauf. Benutzer haben in der Folge lange Spaß an der Schärfe… und im Umkehrschluss auch lange Spaß am Nachschärfen, sollte es doch einmal irgendwann notwendig sein. Wir empfehlen ein regelmäßiges Abziehen über einen Leder-Strop, um ein ordentliches Nachschärfen mittels Schleifsteinen möglichst lange herauszuzögern. Wenn es einmal soweit ist, empfiehlt es sich, ein Diamanten-basiertes Schärfsystem zu benutzen, um dem Stahl eine neue Schneide zu entlocken und nicht eine Kuhle in den Schärfstein zu schleifen.
Anstatt eines Durchbruchs wurde die Klinge auf mehreren Ebenen ausgefräst, die dem Design folgen. Während die grundsätzliche Klingenform eine Droppoint-Variante ist, weckt der ballige Anschliff der Spitze Erinnerungen an ein American Tanto. Die Spitze ist hier, im Gegensatz zum meist geraden Übergang eines Tanto-Designs, rund abgesetzt und stärker als der Flachschliff über den Bauch der Klinge. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mehr Material hinter der Spitze erlaubt höhere Kräfte und somit auch eine etwas robustere Aktion, während die Hauptschneide weiterhin scharf und dünn ausgeschliffen daherkommt. Durch die insgesamt geringe Höhe der Klinge und der doch recht stattlichen Ausgangsstärke von 3,7mm ist das Kingsman jedoch nicht als feinster „Slicer“ ausgelegt, sondern als Allzweck-Messer mit einer insgesamt robusten Form.
Die Griffschalen bestehen aus Grade 5 Titan und bekamen eine ganz eigene Anodisierung, die sich am ehesten noch mit „bronze-artig“ beschreiben lässt. Samtig weich und warm und weniger technisch hart und kalt. In die Titanschalen wurden hauchdünne Einlagen von erstklassigem Marbled Carbon Fiber eingelegt (und nicht etwa eingeklebt). Marmorierte Kohlefaser dieser Qualität, d.h. wilde Maserung bei gleichzeitig völliger Freiheit von Hohlstellen, Löchern oder Imperfektionen, ist auf dem Markt zwar zu finden, jedoch nur schwer und in der Regel nur bei teureren Messern. Die ovalen Ausfräsungen auf dem Titan-Bolster sind durch eine sanfte geschwungene Fräsung vom Kohlefaser-Inlay getrennt.
Alle Kanten der Titanschalen, innen wie außen, sind sauber gebrochen; gleiches gilt natürlich auch für die gefrästen Ebenen auf der Klinge. Nachdem der Flipper-Tab bedient wurde landet der Zeigefinger ebenfalls sicher und sanft in einer dafür ausgefrästen Grube auf dem Messerrücken. Die Entriegelung des Framelocks ist durch eine entsprechende Ausbuchtung der gegenüberliegenden Griffschale erleichtert.
Apropos Entriegelung: Ein Stahleinsatz im Lock-Bar sorgt für eine absolut leichtgängiges und sicheres Entriegeln. Zusammen mit dem stählernen Lock-Face ist auch ein Overtravel-Stop integriert, der das Titan absolut sicher vor einer versehentlichen Überdehnung schützt. Die Kugellager ruhen leicht versenkt auf Stahl-Washern und beugen so einer vorzeitigen Abnutzung des Titans vor; die harten Keramikkugeln würden sich andernfalls schnell und ungewollt tief in das im Vergleich dazu relativ weiche Titan eingraben und sogenannte Race Tracks erzeugen. Der sanften Laufeigenschaft der Klinge wäre das nicht zuträglich; durch diese Lösung bleibt die Geschmeidigkeit beim Kingsman dauerhaft erhalten.
Sämtliche Schrauben (in diesem Fall mit einem Torx T8 und T6 zu lösen) präzise und sauber versenkt, auch auf dem angeschrägten Teil des Clips. Alle Kanten sind gebrochen, so dass keine störenden oder beißenden Übergänge vorhanden sind, die die Hosentasche (oder die Hand) aufreißen könnten. Der Backspacer aus Titan, in dem auch eine Lanyard-Öse integriert ist, ist absolut spaltfrei integriert.
Geliefert wird das Kingsman in einer wertigen Kunststoffbox inkl. Microfasertuch.
Klinge: Böhler M390, gehärtet auf 58-60 HRC
Finish: satiniert
Klingenlänge: 90 mm / 3.54“
Klingenstärke: 3,7 mm / 0.15"
Griffmaterial: Titan und Marbled Carbon Fiber
Clipmaterial: Titan
Kugellager und Detent Ball: einreihig / Keramik
Geschlossene Länge: 122 mm / 4.8“
Gesamtlänge: 215 mm / 8.46“
Gewicht: ca. 98g / 3.46 oz